„Bitte warten, Sie werden platziert“
Vom langen Ringen um die „Waldschänke“, oder: Alles auf Anfang
STAHNSDORF | Seit Monaten bewegt der Fortbestand der "Waldschänke" als Gaststätte viele Gemüter. Was ist bisher geschehen, wie wird es weitergehen?
Juni 2017
Seit 1960 führte die Familie Lassotta das Restaurant „Waldschänke“, eine Gaststätte mit Tradition, die wohl bereits seit der Eröffnung des Teltowkanals (1906) Gäste bewirtete. Im Sommer 2017 kündigte die Betreiberfamilie nach 57 Jahren den Pachtvertrag mit der Gemeinde Stahnsdorf. „Grund sei der ‚gravierende Gesundheitszustand einiger Familienmitglieder‘, so Lassotta, dessen Familie auch das Restaurant ‚Zur Schleuse‘ betreibt.“ (PNN, 27.7.2017) Da Fortbestand und nahtlose Weiterführung des Restaurants eine Herzenssache ist, war die Betreiberfamilie sehr erfreut darüber, sich selbst um einen Nachmieter kümmern zu dürfen – so jedenfalls die Aussagen von Bürgermeister und Kämmerin.
Juli 2017
Ein solventer Nachmieter wurde – wie besprochen – präsentiert, aber in der Gemeindevertretung hatten sich die Pläne zwischenzeitlich geändert. Von einem möglichen Bürgerhaus an dieser Stätte war plötzlich die Rede, beraten im nicht-öffentlichen Teil der Gemeindevertreterversammlung. Ob versehentlich oder absichtlich – diese Information drang schnell an die Öffentlichkeit.
Es ist völlig legitim, dass der Besitzer einer Immobilie selbstbestimmt über die weitere Nutzung/Verpachtung entscheidet, aber eine gemachte Zusage sollte auch eine Zusage bleiben. Somit waren die Weiterführung des Restaurants und die Zukunft der Angestellten jetzt mehr als ungewiss.
September 2017
Während in der Gemeindevertretung über eine mögliche Nutzung als Bürgerhaus diskutiert wurde, hat sich der eigens gegründete „Verein Bürgerhaus Stahnsdorf“ dagegen ausgesprochen. „… Dorothea Koch-Meunier, stellvertretende Vorsitzende des Vereins: ‚Wir Vereinsmitglieder haben uns beraten und sind mehrheitlich nicht dafür, die Waldschänke als Bürgerhaus zu nutzen.‘ Vor allem ältere Stahnsdorfer seien ‚sehr traurig über die Schließung und möchten gern, dass der Ort weiterhin für private Feiern genutzt werden kann‘. Das sei am ehesten möglich, wenn ein weiterer Gastronom in das Gebäude ziehe.“ (PNN, 20.9.2017)
November 2017
„Die Waldschänke bleibt Restaurant“ titelt die MAZ am 23.11.2017. Weiterhin heißt es: „Ein Stahnsdorfer Traditionsort ist nun doch gerettet. Die ‚Waldschänke‘ – seit vielen, vielen Jahrzehnten ein gastronomischer Betrieb – soll auch weiterhin Restaurant bleiben. Der jetzige Pächter gibt zwar auf, hat aber bereits Nachfolgekandidaten.“
Nach Aussagen der Gemeinde müsse nunmehr bewertet und beraten werden. …
Vielleicht sind die vorliegenden Konzepte zu italienisch, indisch, mexikanisch, und man möchte weiterhin überwiegend deutsche Küche, so wie bisher. Das ist durchaus wünschenswert und vermutlich jeweils und zusätzlich machbar.
Januar 2018
TKSzeit war vor Ort und erfuhr, dass sich zwischenzeitlich ein Gutachter ein Bild von der Örtlichkeit gemacht und bescheinigt hat, dass einer sofortigen Weiterführung als gastronomische Einrichtung nichts im Wege steht. Der/die potentiellen Nachfolger, so die Noch-Pächter, hätte/n sogar das wunderschöne Aquarium übernommen. Dies ist mittlerweile verwaist, die Fische verschenkt. Sie schwimmen nun in einem Marzahner Becken.
Lassottas haben noch drei Monate Nutzungsrecht. Was bleibt? Traurigkeit und Kosten.
Aus der Pressemitteilung der Gemeinde Stahnsdorf, Nr. 1/2018, 8.1.2018:
„Die Kämmerei bereitet derzeit die Ausschreibung für die Weiterverpachtung des seit Jahresbeginn geschlossenen Restaurants ‚Waldschänke‘ vor. Schon vor der Eröffnung des Verfahrens haben fünf Gastronomen ihr Interesse an dem Objekt bekundet.“
Beschlossen wurde die Ausschreibung Ende November 2018.
Geschlossen ist die „Waldschänke“ bereits seit 1. Dezember 2017.
Laut MAZ vom 23.11.2017 „sollte im ersten Halbjahr 2018 mehr absehbar sein“.
Auch TKSzeit wird das Thema weiterhin verfolgen.
Bis dahin: „Bitte warten, Sie werden platziert“
(TKSzeit | Foto/Grafik: ©.A.)