18.000 Liter Wasser für die Pferde
... auf den ersten 300 Kilometern
SIERAKOW/BRÜCK | Das sind 18 Tonnen, die die Kutscher mit Eimern zu ihren geliebten Schützlingen getragen haben. Wasser war existenziell wichtig, um die ersten 300 Kilometer in zehn Tagen von Brück nach Sierakow Polen zu schaffen.
Am 28. Juli 2018, dem Ruhetag für Pferd und Mensch, sind wir im Staatsgestüt in richtigen Betten untergebracht. Jedes Pferd bekam für beide Nächte eine eigene Box.
Was uns immer wieder begeistert, ist die unglaubliche Freundschaft und Bereitschaft der Bevölkerung, uns zu unterstützen, wo sie kann.
Ungezählte Klaräpfel, Möhren aber auch rund 1.800 Euro wurden uns auf der bisherigen Reise zugesteckt. „Ich finde es gut, was ihr macht! Menschen müssen miteinander reden!“ sagte ein Mann und bezahlte die Übernachtungsrechnung von 250 Euro.
Wir merken, dass unsere Friedensmission mit Pferd, Glocke und Brot begeistert aufgenommen wird. Mehr und mehr kommen Menschen zum Treck, um ein paar Stunden oder Tage einfach so dabei zu sein und die einzigartige Stimmung zu erleben. Es ist eine fast unwirkliche Begeisterung.
Kutscher Mirko, der schon wieder zu Hause ist, schrieb gerade: „Ich will wieder hin! Aus lauter Verzweiflung habe ich gestern nach Feierabend meine Pferde angespannt und bin eine Stunde der Mondfinsternis entgegen gefahren...“ Das tägliche Miteinander schweißt zusammen, umso mehr, wenn brenzlige Situationen gemeinsam gemeistert werden. Der 1.000 Liter-Wasserbehälter für die Pferde war defekt – ohne Wasser für die Pferde kann nicht weitergefahren werden. Es war ein riesiger Akt der Völkerverständigung, tauglichen Behälter aufzutreiben, ihn ohne Polnischkenntnisse zu erwerben und einen Hydranten zur Befüllung zu finden.
Da hilft nur die alte Regel: ein Drittel Gebet, ein Drittel Wissen, ein Drittel Taktik. Unsere Friedensmission wird fast wortwörtlich Realität, wenn wir irgendwo auf dem Weg von KREPINY nach SKWIRZINA von den Dorfbewohnern unter der 1871er Friedenseiche liebevoll mit guter polnischer Verpflegung zur Mittagsrast empfangen werden und wir mit dem Dorfpriester in der Kirche das Vaterunser beten. Nicht ohne den Hinweis vom Priester, dass die Orgel und der Straßenbeton „deutsch“ seien.
Es ist erhebend, mit den Menschen vor Ort für einen Moment gemeinsam unterwegs zu sein und die Sehnsucht nach Frieden zu teilen. Eine Tagesreise weiter treffen wir auf einen Hund mit etwas merkwürdigem Aussehen. Er lungerte einfach bei den Pferden und Menschen während der 2-stündigen Mittagsrast herum. Plötzlich fingen die rauen Kutscher an, ihn mit Fleisch, Brot und Wasser zu versorgen. Die eingezogene Rute des Hundes kam immer mehr vor und ein erfahrener Hütehundausbilder massierte ihn, bis die verängstigte Kreatur sich wohlig entspannte. „Das ist wie Weihnachten für ihn“ sagte ein sichtlich berührter Pferdemann, den alle nur den „Gladiator“ nennen. Da war ein Hauch von „Friede auf Erden“ da. Das ist der Spruch auf dem mitgeführten Kreuz aus mittelalterlichen Balken der Brück Rottstocker Kirche.
Der Hund zieht weiter – der Treck auch. Schon wird wieder die Friedensglocke auf dem Wagen geläutet, und es geht dem Ziel entgegen: Weliki Nowgorod. Zu einem Renner haben sich die kleinen Kopien der Glocke entwickelt, die an den Orten übergeben werden. Immer mehr wollen so ein einzigartiges gegossenes Metall erwerben. Bei Glockengießermeister Glasbrenner sind schon 20 Stück nachgeordert worden. Sie werden noch klingen, wenn Pferd und Mensch längst wieder zu Hause sind.
Jetzt aber ist erst einmal der erste Ruhetag. Thomas, der mutige Kämpfer für Ordnung in der Küche, will noch ein Regal für die Küchentrennung in den Transportanhänger einbauen. Bisher ist nämlich das Pferdefutter immer wieder auf die Seite mit unseren Nahrungsmitteln gekommen.
Soweit ist es noch nicht, dass wir uns alle aus einem Napf ernähren. Es gilt die Regel: Erst die Pferde, dann die Menschen!
Aus der Pressemitteilung der "Titanen on Tour" vom 30.7.2018)
Die Friedens-Tour und Stationen können Sie auch direkt auf der Titanen-on-Tour-Seite verfolgen.